230V Landanschluss nach EN
ISO 13297 für Boote bis 24m
Seit
April 2001 gibt es die EN ISO 13297 die in den wesentlichen
Punkten den Normen entspricht welche eigentlich schon immer
angewendet werden hätten sollen.
Kaum ein
Hersteller von Sportbooten hält sich an alle Forderungen die im
Zusammenhang mit der EN ISO 13297 bestehen. Insbesondere Hersteller
in den USA haben ihr eigenes Verständnis was die europäischen Normen
betrifft. Wenn es zur wiederkehrenden Überprüfung kommt, gibt es
meistens Heulen und Zähneknirschen und es wird verzweifelt nach
einem Elektriker gesucht der die ganze Sauerei abnimmt und die
Einhaltung der Vorschriften bestätigt. Diese werden aber langsam
weniger und somit wird die Anzahl derer die dann auf ihren
Landanschluss ganz verzichten, weil eine Nachrüstung zu aufwändig
oder überhaupt unmöglich ist, zwangsläufig immer mehr.
In
den nachfolgenden Bildern sehen Sie einfache Schaltpläne zum
korrekten Aufbau eines TN-S Netzes nach EN ISO 13297. Im
TN-S-Netz (Terre Neutre Séparé ) sind
Neutralleiter (N) und Schutzleiter (PE) im gesamten System getrennt
geführt.
Was hier
unspektakulär und noch recht übersichtlich aussieht entpuppt sich bei der
Errichtung manchmal als schwer realisierbar.
Jetzt zu
den Anforderungen:
Die
Anbindung an das Hafennetz hat durch bord- und stegseitige CEE
Steckdosen (männlich an Bord weiblich an Land) über ein so
genanntes Baustellenkabel (gelb) mit zwei CEE Steckern (männlich
und weiblich für 230V= blau) zu erfolgen. Also weg mit den Marinco
Steckern aus dem Zubehörhandel!
Ist der
Bordeingang mehr als 3 m vom Schaltkasten mit FI und
Leitungsschutzschaltern entfernt, muss die Leitung zusätzlich durch
einen zweipoligen Leitungsschutzschalter unmittelbar nach
Bordeingang abgesichert werden.
Entsprechend der EN ISO 13297 muss die Erdung mit der minus Masse
des Bootes leitend verbunden sein. Das stellt vermutlich
die größte Herausforderung dar denn ohne Zusatzgeräte ist ihr Boot
dann mit der ganzen Marina und den am Stromnetz hängenden Booten
leitend verbunden. Dadurch kann sich ein galvanisches
Element zwischen ihrem und den Booten in der Umgebung aufbauen.
Liegt das Nachbarboot in der Spannungsreihe höher weil z.B. ein
neues Antifouling mit viel Kupfer drauf ist, hat dies einen
unkontrollierbaren Anodenverbrauch an ihrem Boot zur Folge. Sind die
einmal verbraucht na dann gute Nacht schöner Trieb!
Nun die möglichen Lösungen:
Wenn immer nur
möglich Netzstecker ziehen! Das ist am Sichersten - aber wer
macht das permanent?
Wenn man
Platz für einen Trenntrafo hat und die höheren Kosten dafür nicht
scheut so hat man damit die wahrscheinlich beste Lösung an der Hand.
Man kann zum einen durch die Polarisierung des Trenntrafos auf einpolige
Leitungsschutzschalter zurückgreifen und hat zum zweiten das Boot
vollständig vom Land entkoppelt da der Schutzleiter nicht an
Bord geführt wird. Wichtig ist es ein Gerät mit
Einschaltstrombegrenzung zu verwenden um das Auslösen der vorgeschalteten Schutzschalters beim Anstecken zu vermeiden.
Verzichtet man auf den Trenntrafo so ist laut EN
ISO 13297 eine galvanische Entkoppelung vom Landanschluss
auch zulässig, sofern diese ausfallssicher (fail safe) ausgeführt
ist. In diesem Fall müssen alle Leitungsschutzschalter, wie im
Bild unten gezeigt, zweipolig ausgeführt sein. Das ist für
kleine bis mittlere Boote wahrscheinlich die Standartlösung.
Sobald
sie ihr Boot über einen Landanschluss mit dem öffentlichen
Versorgungsnetz verbinden gilt dieses als Tarifkunden
Abnehmeranlage und unterliegt den gesetzlichen
Bestimmungen. Um die Einhaltung der gültigen ÖVE EN Normen zu
gewährleisten ist die Installation der Elektroanlage von einem
konzessionierten Elektrofachbetrieb herzustellen und zu
dokumentieren. Bei der wiederkehrenden behördlichen Überprüfung ist
überdies ein aktueller Überprüfungsbefund vorzulegen.
Generell gilt:
Der Landanschluss ist absolut
nichts für Hinterhofzangler.
Wenn sie nicht über das unbedingt
nötige Grundlagenwissen verfügen bitte Hände weg vom Strom!
Weiterführende Literatur:
Theorie und Praxis der Bordelektrik, Jens Feddern
Elektrik
auf Jachten, Michael Herrmann
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